IRAN - In 2 Wochen durch Persien

 

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IRAN 2019

 

01

Willkommen im Iran.

Ich lande kurz vor Mitternacht in Teheran und nach einer ziemlich langen Taxifahrt bin ich endlich im Hotel und kann schlafen.

Es gibt Ei, Fladenbrot, Tee und Marmelade zum Frühstück.

Danach geht es mit einer groben Richtungsvorstellung nach draußen. Das Ziel – die Metro. Durch Zufall komme ich bei der ehemaligen US-Botschaft vorbei und entscheide mich für eine Tour, da ich die direkt daneben liegende und eigentlich unübersehbare Metrostation…übersehe. Nach der Tour verrät ein Blick in den Reiseführer: Doch, hier ist eine Station. Eine einzelne Fahrt (egal wo hin oder wie lang) kostet zwischen 10.000 und 15.000 Rial. Also etwa 8-12 Cent. Es geht in die Stadtmitte zum Imam Khomeini Platz und von dort aus für einen kurzen Abstecher in den nächstgelegenen Park.

Nachdem ich mich in Richtung Gholestan Palace aufmache, scheint mir der Bazar doch deutlich spannender. Das Sortiment gleicht dem von Amazon. Ich komme mit einem Iraner ins Gespräch der Mikrobiologie studiert und an 3 Tagen in der Woche hier Nomadenteppiche verkauft. Er nimmt mich mit in seinen Shop und zeigt mir seine Sammlung. Natürlich lasse ich mich überreden und bin jetzt stolzer Besitzer eines kleinen Teppichs.

Danach geht es in den Norden der Stadt in Richtung Tabiat Bridge. In der Metro scheint es üblich zu sein weitere Einkäufe zu tätigen. Wer also auf dem Weg zur Arbeit mal seinen Gürtel vergessen hat, kann diesen bei einem der fliegenden Händler erwerben.

Nach einem schlecht beschriebenen Weg durch diverse Baustellen erreiche ich den wirklich schön gestalteten Park, der rund um die Tabiat Bridge angelegt ist. Beim Überqueren der Brücke zeigen sich das erste Mal die massiven Berge im Norden der Stadt, die aufgrund des Smogs aber nicht immer und wenn dann nur bedingt zu sehen sind. Um beim Rückweg nicht wieder durch den gesamten Park laufen zu müssen, mach ich mich in Richtung Zentrum auf. Irgendwo wird schon eine Metrostation sein. Der Plan geht schockierender Weise nicht auf.

Obwohl ich bei den hohen Temperaturen (ca. 30°C) kaum Hunger kriege, merke ich so langsam, dass ich innerhalb der letzten 6 Stunden zwar 15 Kilometer zu Fuß zurück gelegt habe, außer Wasser und einem viel zu süßen Kiwi-Smoothie aber nichts in den Magen bekommen habe. Doch die Suche nach einem einfach/authentischen Straßenimbiss gestaltet sich schwierig. Nicht nur gibt es zu den persischen Speisen keine Bilder oder Englische Untertitel, auch die Zahlen sind mir noch gänzlich unbekannt. Aber das hilft ja alles nichts. Also rein in den nächstbesten Laden, auf etwas zeigen das nach Fleisch und Gemüse aussieht und dem Herrn hinter dem Herd 200.000 Rial in die Hand drücken – wird schon passen. Das ganze Anbraten, in ein Brot packen und mit Soße und Gemüse garnieren. Zack, fertig, Persersandwich. Dazu gibt es eine Cola und ich setze mich glücklich auf eine Bank an der nächstgelegenen Kreuzung. Dass die Motorradfahrer den Fußgängerweg als Abkürzung nutzen stört mich jetzt erstmal weniger.

Nachtrag zum Anreisetag

Auf dem Flug nach Istanbul sitze ich neben einer mittelalten, etwas hibbeligen deutschen Dame, die mit ihrer Freundin Istanbul unsicher macht. Wir kommen ins Gespräch. Ach Sie hofft das sie durch die ganzen süßen Sachen in der Türkei nicht zu viel zunimmt und ob ich das erste Mal hier bin. „Nein“ antworte ich, „ich fliege weiter in den Iran.“ „Oh…ist das nicht…ich meine Terror und so?“ „Ne alles super da.“. Zum Schluss noch die Frage wo ich denn ursprünglich herkomme, ich sehe so exotisch aus… Ahja.

Auch der deutsche Prototyp-Urlauber ist an Bord. Bewaffnet mit Bacardi Strohhut und Frau mit pfiffiger Kurzhaarfrisur. Wohl besser für die beiden das Sie in der Türkei bleiben.

02

Der nächste Tag beginnt wie der letzte: drei Fladenbrote, ein Ei, Frischkäse, Honig und eine Kanne Tee. Daran könnte ich mich gewöhnen.

Da Teheran außer unzähligen Museen und schlechter Luft nicht viel zu bieten hat, ist der Plan für heute Meydan-e Azadi, Park und Borj-e Milad. Auf dem Weg zur Metro noch eine Flasche Wasser besorgen, doch auch im Supermarkt findet die Sprachbarriere statt. Beim Bezahlen sage ich wie so oft „Hitch farsi balad nistam“ (Ich spreche keine Persisch) und zeige verzweifelt in meinen Geldbeutel. Der Kassierer entschuldigt sich kurz und nimmt dann die entsprechenden Scheine raus. Wird schon passen. Das erworbene Wasser ist nicht nur mit zusätzlichem Sauerstoff angereichert, sondern auch 3-fach TÜV-zertifiziert. Interessant.

In der Metro treffe ich auf neue fliegenden Händler. Ladekabel, Socken, Gürtel, Geldbeutel, Schlüsselanhänger und Autoscheibenwischer. Für letztere gibt es dann sogar noch eine Produktvorführung und man kann bei ihm sogar mit Karte zahlen. Das nenn’ ich mal Kundenservice.

Der Azadi Tower steht ziemlich einsam und ist umgeben von unzähligen Hauptstraßen. Der Reiseführer rät, eine Unterführung zu nehmen und nicht über die viel befahrenen Straßen zu laufen. Ich ignoriere den Rat des Reiseführers und gehe über die Straße. Wenn ich etwas bei meinen Asienreisen gelernt habe, dann wie man ganz einfach mehrspurige Straßen überquert. Autos fokussieren und gib ihm! #profi

Nach wie vor werde ich nicht als Tourist erkannt. Die Dame im Flugzeug hatte wohl Recht. Braune Augen, dunkle Haare, Bart und eine nicht ganz blasse Hautfarbe sind hier aber tatsächlich der Standard.

Nach einer ausgiebigen Pause im Park ist mein Ziel der Borj-e Milad, der mit seinen fast 500m Höhe eines der Wahrzeichen der Stadt ist. Der Metroplan sagt zwei Mal umsteigen und schon ist man da. Während das erste Umsteigen ohne Probleme funktioniert, fehlt beim zweiten Mal jegliche Spur der anderen Metrolinie. Da ich noch vor Sonnenuntergang da sein will, gehe ich zu Fuß. Ich sehe den Turm zwar nicht, weiß aber in etwa die Richtung. Nach ein paar Minuten dann der erste Sichtkontakt. Ich bin also richtig. Doch bin ich mir nicht sicher wie weit es noch ist, da der Turm noch relativ weit entfernt scheint.

 

Sonnenuntergang in 1:30h

Nach ein paar Minuten an der Hauptstraße muss ich abbiegen, da der Fußweg einfach aufhört.

Soweit so gut. Ich kann mich eigentlich immer sehr gut orientieren und fange an mir einen

alternativen Weg zu suchen

 

Sonnenuntergang in 1:20h

Ich bin in einem Stadtteil der etwas moderner wirkt und unzählige Restaurants und Imbiss-Buden die Straße zieren.

 

Sonnenuntergang in 1:10h

Ich bin weiterhin guter Dinge obwohl ich seit 20 min keinen Sichtkontakt zum Zielobjekt habe. Aber die Richtung passt, also wird der Turm schon hinter dem nächsten Haus zum Vorschein kommen.

 

Sonnenuntergang in 1:00h

Ich bin inzwischen in einer durchaus schönen Wohngegend und hinterfrage so langsam meinen Orientierungssinn. Kurz darauf sehe ich den Borj-e Milad endlich und stelle fest: Das Scheißteil ist noch genauso weit weg wie vorher. Da hilft nur eins – Taxi.

Angekommen geht es rechtzeitig zum Sonnenuntergang auf knapp 300m Höhe. Der Sonnenuntergang ist allerdings in etwa so spannend wie das Ausschalten einer Glühbirne. Statt einem schönen orientalischen Licht bekommt man etwas orange leuchtenden Smog und dann Dunkelheit. Wow.

Außerdem stelle ich fest, Teheran ist nicht nur von unten hässlich, sondern auch von oben.

Um wenigstens den Rückweg mit der Metro zu bestreiten frage ich ein wenig rum. Das Ergebnis: Die Stationen sind zwar eingezeichnet, die Bahn gibt es wohl aber noch nicht. Danke für nichts. Also ab ins Taxi. Wieder einmal bin ich beeindruckt wie der Verkehr überhaupt funktionieren kann. Fahrstreifen, Zebrastreifen und einige Ampeln hätte man sich sparen können. Man fährt wo gerade Platz ist, dafür aber viel zu schnell. Wenn‘s mal nicht schnell genug geht: Ab in den Gegenverkehr. Ein paar Fußgängern und Motorradfahrern ausweichen, einem Bus die Vorfahrt nehmen und in eine Straße abbiegen, die anderswo nicht mal als Feldweg durchgeht. Polizei und Krankenwagen haben auch mit Blaulicht und Sirene keine Sonderrechte. Da wird solange die Lichthupe betätigt, bis auch diese Verkehrsteilnehmer endlich Platz machen.

 

03

Nach dem Frühstück geht es mit dem Taxi zum Mehrabad Airport. Mann, bin ich froh endlich aus dieser versmogten Stadt wegzukommen. Check In und Boarding verlaufen reibungslos. Der Flugplatz erinnert etwas an den Flughafenfriedhof von ConAir und beim Anblick des Flugzeugs denke ich mir nur eins: Und das fliegt noch?!

Es handelt sich um eine Fokker 100. Eine kurze Recherche ergibt, dass es besagte Firma schon seit 20 Jahren nicht mehr gibt. Mäßig beruhigend, aber egal. Der Vorteil von alten Flugzeugen ist große Beinfreiheit.

In Shiraz angekommen schnappe ich mir ein Taxi und merke schon auf der Fahrt zum Hotel, das die Stadt deutlich kleiner und ruhiger ist. Mit 1,5 Mio. Einwohnern aber definitiv kein Dorf ist. Das Hotel übertrifft meine Erwartungen komplett. Ich hatte bei der Buchung wohl übersehen, dass es sich um eine 4-Sterne Unterkunft handelt. Dann also Luxus!

Nach einer kurzen Pause geht es mit der Metro in die Innenstadt. Es ist wohlgemerkt die einzige Linie die die gesamte Stadt versorgt. Dennoch ist sie nicht überfüllt und sehr modern.

In der Innenstadt angekommen laufe ich zunächst eine wenig ziellos herum um danach weiter ziellos etwas zu essen zu suchen. Danach geht es genauso ziellos zurück zur Metro. Während bei Tag die Berge zur Orientierung dienen, ist das bei Nacht etwas schwierig. Inzwischen sind die Straßen voller Menschen de den Abend genießen und die unzähligen Läden verkaufen alles vom Bonbon bis zum Dieselgenerator.

So langsam beschleicht mich das Gefühl, das ich tatsächlich keine Ahnung mehr habe wo ich bin. Aber der innere Kompass wird das schon regeln. Also immer weiter.

Nach einer gefühlten Ewigkeit komme ich endlich an eine bekannte Ecke und finde ein paar Minuten später auch die Metrostation.

 

04

Ich habe mir für den Tag einen Fahrer gemietet, der mich zu Persepolis und zwei weiteren Sehenswürdigkeiten bringt. Wir starten um 9 Uhr und fahren zum etwa 60km entfernten Persepolis. Da das hier kein Reiseführer ist, darf sich jeder Leser kurz ein paar Minuten Zeit nehmen um zu schauen was Persepolis ist.

 

Das Gelände ist sehr beeindruckend und erstaunlich gut erhalten, dafür dass es teilweise 7000 Jahre alt ist. Ich laufe also für etwa zwei Stunden durch die alte Stadt mit ihren Sälen und Palästen. Danach geht es weiter. Fahrer Hossein erklärt mir noch wie die alten Perser es geschafft haben die riesigen Steinquader so perfekt aus dem massiv zu brechen.

Wie auch in Deutschland sind Sehenswürdigkeiten auf braunen Straßenschildern vermerkt. Das einzige Schild das ich sehe zeigt: Pasargad | 70km. Ich habe keine Ahnung wo wir hinfahren. Vielleicht hätte ich mich im Vorhinein ein wenig über meine Tour informieren sollen. Nach etwa 45 Minuten Autofahrt durch die iranische Berglandschaft, die an eine Mischung aus Grand Canyon und Monument Valley erinnert, erreichen wir die „World Heritage Site Pasargad“. Während Persepolis schon von weiten zu erkennen war, sehe ich hier absolut nichts. Im Tickethäuschen sitzt niemand und auch die Security interessiert es nicht, dass ich einfach so reingehe. Am Ende des Weges sieht man einen Stein. Wenn das jetzt alles ist, dann raste ich aus. Und  tatsächlich scheint es auch auf den zweiten Blick nichts weiter als dieses einen Steinbauwerk zu geben. Und dafür 70km fahren…

Ich merke, dass auch eine deutsche Rentnerreisegruppe mit einem Führer da ist. Ich hänge mich also kurzerhand dran um wenigstens zu erfahren wo ich bin. Es scheint sich wohl um eine alte Stadt zu handeln, von der allerdings nahezu nichts mehr steht. Ich folge der Gruppe weiter. Ob wohl auffällt das ich der einzige Ü60 bin? Die Gruppe steigt in einen kleinen Shuttlebus, der der Aufschrift nach mal im Europapark im Einsatz war. Wie der hierher kommt bleibt vermutlich ein Rätsel.

Mit dem Bus erreicht man noch 2 weitere Ausgrabungsstellen, die ähnlich unspektakulär sind wie die erste. Der Ausflug hierher hat sich definitiv nicht gelohnt. Oder um es in den Worten des Reiseführers zu sagen: „Pasargad ist nur für historisch sehr interessierte ein sinnvolles Ziel.“ Ja, blöd.

Beim Herausgehen sehe ich, dass der Shuttlebus wohl auch extra gekostet hätte. Naja, für den Scheiß zahl ich nicht.

Es geht wieder in Richtung Shiraz und kurz vor Persepolis biegen wir in Richtung Nekropolis (Naqsch-e Rostam) ab. Hoffentlich ist das spannender. Das ist es definitiv! Vier riesige Gräber sind hier in den massiven Fels eingelassen. Der Anblick ist beeindruckend, doch ich bin froh, dass das die letzte Station für heute ist.

Hossein fährt mich zurück zum Hotel. Da ich heute definitiv keine Lust mehr habe in die Stadt zu fahren, entscheide ich mich für Abendessen im Hotel. Bestellt wird ein Kebab Spieß mit Reis. Das Essen ist zwar viel, überzeugt aber nicht.

 

05

Ich entscheide mich den Tag ruhig anzugehen. Nach einem ausgiebigen Frühstück lege ich mich nochmal hin und fahre gegen 12 Uhr in die Stadt.

Da die Metro noch sehr neu ist sind etwa 80% der Stationen nicht im Reiseführer eingezeichnet. Das macht eine Orientierung durchaus problematisch, da ich aussteige und keine Ahnung habe wo ich bin. Also erstmal los laufen und hoffen das ich am Bazar vorbeikomme, der mir dann als Ausgangspunkt dienen kann. Nach einer Weile merke ich jedoch: Nope, falsche Richtung.

Also alles wieder zurück und kurz darauf sehe ich erst die alte Stadtmauer und wenig später den Bazar.

Das erste Ziel ist die Vakil Moschee. Doch nach einem kurzen Gespräch mit einem Iraner der mir eine Tour nach Persepolis andrehen will muss ich feststellen, das heute Feiertag ist. Das heißt, dass neben dem Bazar und der Moschee auch sonst alles geschlossen ist.

Dann also zum Quran Gate. Von einer Anhöhe in der Nähe soll man einen tollen Ausblick über die Stadt haben. Ich laufe zunächst ein bisschen kreuz und quer durch die Gassen und Straßen, bevor ich es dann zum Quran Gate geht. Der Weg zum Aussichtspunkt hat knapp 700 Stufen. Dass die Stufen teilweise 50cm hoch sind verrät mir vorher natürlich niemand. Oben angekommen bin ich platt wie nach einem 30-minütigen Workout. Aber die Aussicht lohnt sich wirklich. Nach etwas Pause beginne ich mit dem Abstieg um im nächstgelegenen Park etwas zur Ruhe zu kommen. Die unzähligen Zitrusbäume verteilen einen angenehmen Geruch und auch sonst merke ich, wie unglaublich entspannend so ein Park wirken kann. Später geht es zurück in Richtung Metro. Mich spricht ein Iraner an und wir unterhalten uns eine Weile. Er kann sehr gutes Deutsch das er sich selber beigebracht hat und arbeitet als Redakteur für Kunst und Geschichte.

Die Grünflächen sind inzwischen voll mit Einheimischen, die den Feiertag mit einem Eis ausklingen lassen. An jeder zweiten Ecke riecht es lecker nach frischem Fladenbrot, wo sich die Bewohner von Shiraz das Essen für den nächsten Tag besorgen.

 

06

Ich wache auf und sehe, dass ich unzählige Nachrichten auf Couchsurfing habe. Ich hatte die App vor 2 Tage wieder aktiviert, nachdem ich sie das letzte Mal vor drei Jahren in Japan benutzt hatte. Ich hatte meine nächsten Stopps (Yazd, Isfahan und Kashan) eingetragen, in der Hoffnung ein paar Locals kennen zulernen, die mir ihre Stadt zeigen. Mit 21 Nachrichten habe ich allerdings nicht gerechnet.

Einigen muss ich leider direkt absagen, da sie in Städten wohnen, bei denen ich nicht vorbeikomme. Den anderen schreibe ich wann ich wo bin und mich gerne mit ihnen treffen würde. Schauen wir mal ob das funktioniert.

Mit dem Taxi zum Busterminal. Gegen meine Erwartung ist das keine kleine Bushaltestelle bei der ein paar Busse fahren, sondern eine riesige Anlage mit Terminal, 36 Abfahrtsstationen und einem kleinen Park um die Wartezeiten zu erleichtern. Überall laufen Angestellte herum die helfen und mich zum richtigen Ticketschalter lotsen.

Der Bus ist geräumig und die Sitze ähneln vom Platz einer Business Class im Flugzeug.

„Mr. Max! Your food and please close seatbelt!“ Ich habe zum Glück einen englischsprechenden Fahrer an Bord. Für umgerechnet 6€ ist der Service echt stark. „Mr. Max! Here…if you need water take out of fridge.“ Alles klar, Chef.

Mit etwas Verspätung geht es in Richtung Yazd. Nach 10 Minuten schon die erste Pause. Die Fahrer gehen eine rauchen während ein Händler durch den Bus läuft und verschieden Nüsse verkauft. Im Bordprogramm läuft ein Film der damit beginnt das 2 Männer gehängt werden. Kein-Ohr-Hasen mal anders. Vielleicht fehlt mir aber auch nur der Kontext.

Der Rest der Fahrt verläuft unspektakulär und der Film hat sich zu einem Katastrophenfilm entwickelt, der zeitweise stark an Roland Emmerichs „2012“ erinnert.

 

07

Mein Hotel für die nächsten Tage liegt im über 1000 Jahre alten Stadtteil von Yazd. Hier erinnert alles ein wenig an Aladdin. Schmale Gassen, unzählige Lehmhäuser, Türme und Kuppeln soweit das Auge reicht.

Ich laufe gerade los um die Umgebung ein wenig zu erkunden, als ich angesprochen werde, ob ich nicht einen Fahrer/Guide brauche. Hossein bietet mir an für 25€ erst die ganze Stadt und versteckte Spots zu zeigen und zum Sonnenuntergang in die Wüste von Yazd zu fahren. Wer kann da schon nein sagen.

Nach und nach besuchen wir zunächst den „Tower of Silence“ und den „Firetemple“ der Zoroaster. Danach geht es in ehemalige Wohnhäuser und 30 Meter unter die Erde, wo man das 85 km lange Aquädukt, das unter der gesamten Stadt läuft, besichtigen kann. Hier wurde vor Hunderten Jahren ein unglaubliches System aus Kanälen und Wasserreservoirs gebaut, dass durch Windtürme gekühlt und belüftet wurde.

Nach noch einigen weiteren Stopps verabreden wir uns um 16:30 am Hotel um in die Wüste zu fahren. Nach etwa einer halben Stunde erreichen wir das Desert Camp. Von hier aus laufe ich auf die Dünen und genieße den Sonnenuntergang hinter den iranischen Bergen.

Nach einer Weile gehe ich zurück ins Camp, wo Hossein schon mit Tee, einer Grillkartoffel und Kuchen wartet. Da es dunkel ist und ich nicht vorgewarnt werde, beiße ich einfach in die Kartoffel. Dass diese in der Glut gegart wurde, die Schale voller Asche ist und man die Kartoffel vielleicht erst schälen sollte, erfahre ich zu spät. Besser als jedes Dressing!

 

08

Nach einem ausgiebigen Frühstück erkunde ich die Altstadt auf eigene Faust. Ich beginne bei der Freitagsmoschee, dem Wahrzeichen von Yazd, die direkt um die Ecke liegt. Hier findet gerade das Mittagsgebet statt.

Danach geht es für eine Weile durch die unzähligen engen und verwinkelten Gassen. Das ist der Iran wie ich ihn mir vorgestellt habe. Nach einer Teepause suche ich in einem kleinen Park Schutz vor der Mittagssonne. Später lasse ich den Abend auf dem Dach von meinem Hotel ausklingen. Bei Tee und einer fragwürdigen Pizza versinkt die Sonne hinter den Lehmdächern.

Während die Stadt bei Tag wegen der Hitze wie ausgestorben ist, tummeln sich in den Abendstunden unzählige Einwohner und einige Touristen auf den Straßen. Es ist nach wie vor eine Seltenheit junge Alleinreisende zu treffen. Größtenteils sind hier europäische Rentergruppen zu sehen … und hin und wieder ein paar Asiaten.

Allgemein scheint das Leben im Iran zwischen 17 und 23 Uhr stattzufinden. Man trifft sich in Parks, an öffentlichen Plätzen, geht Einkaufen oder zum Friseur. Mir persönlich fehlen aber einfach Bars oder Clubs, in denen man leicht angetrunken Einheimische oder Reisende kennenlernen kann. Das ist in Süd-Ost-Asien doch deutlich einfacher. Zumal ich nach wie vor selten als Tourist erkannt werde.

Das Internet im Hotel lässt es leider nicht zu meine Nachrichten auf Couchsurfing zu checken. WhatsApp, Instagram und die meisten Google-Dienste funktionieren im Iran einwandfrei. Für Spotify, Facebook, YouTube oder eben Couchsurfing benötigt man einen VPN-Zugang. Eben dieser will hier aber einfach nicht funktionieren, was besonders schade ist, da ich einigen Kontakten geschrieben habe das ich auf dem Weg nach Yazd bin und mich gerne mit ihnen treffen würde. Hoffentlich funktioniert das in Isfahan besser.

 

09

 Heute geht es weiter nach Isfahan. Nach dem Frühstück also auschecken und die Dame an der Rezeption bitten mir ein Taxi zum Busterminal zu rufen. Kurz darauf kommt ein Wagen der mich mit „Taxi!“ anspricht. Also Gepäck rein und auf dem Beifahrersitz Platz nehmen. Der Fahrer quatscht mich auf Persisch voll und es dauert etwa eine Minute bis eine weitere Person kommt und wir beide merken: Dit is nich mein Taxi. Also wieder raus und genau in diesem Moment kommt das richtige Auto.

Mit jeder Taxifahrt stelle ich fest, wie hart ich bei der ersten Fahrt abgezogen wurde. Während jede Fahrt seitdem (egal wie lang) zwischen 150.000 und 400.00 Rial kostet, habe ich vom Flughafen Teheran  zum Hotel satte 1,5 Millionen Rial hingelegt. Abgezogen wird man also überall auf der Welt.

Der Bus ist dieses Mal kein „VIP“, also deutlich enger bestuhlt und auch sonst in eher schlechter Verfassung. Außerdem hält der Fahrer in der ersten Stunde bestimmt 7 Mal an, bis alle Plätze belegt sind. Wie das Konzept funktionieren soll, verstehe ich nicht.

So langsam geht die Sonne unter und wir erreichen Isfahan. Wir fahren oberhalb der Stadt entlang und haben einen unglaublichen Blick auf die 2 Millionen Metropole. Mein Hotel liegt mitten im Zentrum in Laufweite zu allen wichtigen Sachen. Die Straße ähnelt der Haupteinkaufsstraße einer beliebigen deutschen Großstadt. Nur gibt es hier deutlich mehr „Restaurants“. Mit dem Essen werde ich aber immer noch nicht so richtig warm. Es gibt fast ausschließlich Fast Food Restaurants die die Kopie einer westlichen Kette darstellen. Das Essen ist dort weder besonders gut, geschweige denn traditionell iranisch. Aber ich habe Hunger und entscheide mich für Kebab.

Es setzen sich zwei junge Iraner zu mir, die oh Schock, ein paar Sekunden brauchen um zu checken das ich kein Iraner bin.

Ich spreche Sie darauf an, das Isfahan die für mich bis jetzt modernste bzw. westlichste Stadt ist. „If you say so.“ Mohammed ist davon nicht so überzeugt. Und so modern die Stadt auch scheint, die Freizeitgestaltung ist doch ziemlich begrenzt. Abends bzw. am Wochenende bleibt einem nicht viel außer Essen zu gehen und danach ein wenig herumzulaufen. Auf Dauer sicher ziemlich langweilig. Oder um es in Mohammeds Worten zu sagen: „You know, the boobs, the bodies and the champagne…we don’t have it. It sucks!“ True that, bro.

Wir reden noch eine Weile bis sich Mohammed und Amir verabschieden. Dennoch hat die Stimmung hier etwas Lockeres. Obwohl es eher ungern gesehen ist, laufen hier viele Paare Händchen haltend herum und auch Verschleierungsregeln werden hier ausgereizt.

 

10

Frühstück, nochmal hinlegen und dann los.

Der Meydan-e Imam ist ein riesiger Platz (ca. 530x140m) der von doppelstöckigen Arkaden umgeben ist. Unten befinden sich hier die verschiedenen Läden des Bazars. Im Inneren besteht der Platz aus Grünflächen, Wasseranlagen und vielen Sitzmöglichkeiten. An zwei Seiten befindet sich zudem je eine Moschee. Vor der einen werde ich angesprochen. Hamid spricht ganz gut Deutsch und lädt mich nach meiner Besichtigung der ersten Moschee auf einen Tee in seinen Teppichladen ein. „Du musst nichts kaufen! Ich erzähl dir nur etwas über die Teppiche und wir üben ein bisschen Deutsch.“ Passt.

Ich lerne also etwas über die Herstellung und die unterschiedlichen Bedeutungen der Symbole und Teppiche. Die teilweise wirklich unglaublich schönen und fein verarbeiteten Exemplare kosten auch gerne mal über 4000€. Das passt mir leider nicht mehr ins Reisebudget.

Hamid ist 28 und hat Maschinenbau studiert. Aktuell wartet er auf die Erteilung seines Visums um dann für sechs Monate nach Deutschland zu kommen um dort nach einem Job als Ingenieur zu suchen. Beim weiteren Rundgang werde ich noch ein paar Mal auf Persisch angesprochen. Inzwischen antworte ich direkt auf Englisch. „Oh, you are not iranian? Sorry!“

An der Nordseite des Platzes beginnt auch der Bazar. Wie gewohnt findet man hier alles, was man irgendwann einmal gebrauchen könnte. Vor allem Teppichhändler, Schmuck und handgefertigte Waren wie Teller, Vasen und ähnliches findet man in Isfahan viel.

Beim Verlassen des Platzes spricht mich ein alter Mann an und bietet mir gegen ein wenig Entgelt an, mir die Geschichte des Platzes zu erzählen. Wieso eigentlich nicht. Er war selber vor 63 Jahren in Deutschland. Dass er jetzt 86 ist sieht man ihm nicht wirklich an.

Danach geht es die Hauptstraße entlang wo eine Brücke mit vielen Torbögen auch viele Einheimische anzieht um den Abend zu genießen.

 

11

Den letzten Tag in Isfahan gehe ich sehr ruhig an. Wie ich letzte Woche gelernt habe ist im Iran Donnerstag und Freitag Wochenende. Sich vorher über solche Sachen zu informieren kann ja jeder.

Also laufe ich zunächst in Richtung Fluss und überquere diesen um zum Armenierviertel zu gelangen. Hier gibt es einige Kirchen und eine halbwegs große christliche Gemeinde. Aber, Kirche – kenn’ ich. Nachdem ich eine besichtigt habe fehlt mir die Motivation noch andere zu besuchen. Ich schaue mir in Deutschland keine Kirchen an, warum dann hier.

Am Fluss ist es ruhig und grün. Ich genieße das Wetter und lese in meinem Reiseführer. Da es das einzige Buch ist das ich dabei habe, habe ich inzwischen fast alles gelesen.

Am späten Nachmittag hole ich mir etwas zu essen und will mir dann den Meydan-e Imam bei Dunkelheit anschauen. Auf dem Weg blockiert ein faschingsähnlicher Umzug die Straße. Für meinen Geschmack werden hier zu wenig Süßigkeiten geworfen und die Passanten sind nicht betrunken. Aber, andere Länder, andere Umzüge. Wie ich während der Reise gelernt habe ist gerade eine Art Märtyrer-Feiertags-Monat, bei dem die Opfer des Iran-Irak Kriegs geehrt werden. Der Umzug wird wohl etwas damit zu tun haben.

Dass mir die anstehenden Feiertage noch Probleme bereiten werden, erfahre ich zwei Stunden später. Aber erstmal zum Meydan-e Imam. Gefühlt die halbe Stadt ist da und Familien und Freunde sitzen zusammen und picknicken. Eine wirklich schöne, lockere und fröhliche Stimmung.

Da ich morgen nach Kashan fahren will, frage ich den Hotelbesitzer wo ich hin muss und wie das mit den Bustickets funktioniert. „Oh…that’s a problem.“ Wegen der Feiertage am Wochenende pilgern mehrere Millionen Menschen in den Iran und wirklich sämtliche Busse sind in den Grenzregionen um die Leute zu befördern. Innerhalb des Landes fährt also kein Bus.

Die Lösung: ein privater Fahrer. Da mir nichts anderes übrig bleibt und ich 50€ fair finde, werde ich morgen nicht nur nach Kashan chauffiert, sondern mache auf dem Weg noch in zwei sehenswerten Bergdörfern Stopp. So kann‘s gehen.

 

12

Mein Fahrer Hamid holt mich um 10 Uhr ab und wir fahren los in Richtung Norden. Der erste Stopp ist Natanz. Eine kleine Stadt in den Bergen. Hier gibt es eine 800 Jahre alte Moschee und auch sonst einige historische Gebäude. Wir gehen noch in ein traditionelles Haus und genießen einen Tee. Die Location nutzen sowohl Reisende als auch Einheimische um Fotos zu machen. Mich spricht ein Mädchen an, das mit ihrer Familie da ist - wo ich denn herkomme und was ich so mache. Dass sie erst 14 Jahre alt ist kann ich kaum glauben. Sie spricht sehr gutes Englisch und erzählt mir, dass sie nach der Schule Medizin studieren will um Kardiologin zu werden. Wir quatschen eine Weile. Sie ist unglaublich aufgeweckt und interessiert, will ein paar Sätze auf Deutsch lernen und beschwert sich etwas über die Kleiderordnung. Dass man auch im Sommer (schnell mal über 40°C) lange Sachen und ein Kopftuch tragen muss, stört sie.

Der nächste Stopp ist das 25km entfernte Abyaneh. Ein malerisches Lehmdorf das mehr oder weniger am Berghang gebaut ist, eine lange Geschichte hat und lange Zeit nicht islamisch sondern zoroastrisch war. Die Wege sind teilweise extrem steil und nicht befestigt. Ich bin froh, dass es nicht nass ist, da ich mich sonst vermutlich nach ein paar Schritten auf die Schnauze gelegt hätte.

Gegen 15 Uhr erreichen wir Kashan. Die Stadt ist nicht allzu groß und erinnert an Yazd. Überall Lehmhäuser, schöne Moscheen und auch mein Hotel ist ein traditionelles Haus.

Ich laufe ein paar Stunden herum. Viel ist aber aufgrund der Feiertage nicht los.

Später am Abend schallt das Abendgebet vom Minarett der Moschee. Die gesungenen Texte (auch wenn ich natürlich nichts verstehe) bringen eine unglaublich beruhigende Stimmung über die Dächer der Stadt. Ich kann gut nachvollziehen wie Menschen hier beim Gebet zu sich finden. Auch merkt man, dass sich der Sommer dem Ende neigt und ich wieder in Richtung Norden komme. Abends muss ich inzwischen einen Pullover tragen und auch tagsüber sind die Temperaturen deutlich angenehmer als noch in Shiraz und Yazd.

 

13

Zwei Korrekturen zu gestern:

1.       Wenn keine Wolken da sind ist es auch in Kashan ziemlich heiß.

2.       Das normale Abendgebet ist zwar cool. Wegen der Feiertage läuft aber die Extended Version die gute zwei Stunden geht. Nicht so cool.

Ansonsten passiert den ganzen Tag über nichts. Zwecks Feiertag kann man nichts machen und alles hat geschlossen. Ich laufe zwischenzeitlich durch die Stadt um etwas zu Essen. Ansonsten bleibt es unspektakulär. Das Highlight ist, das ich beim Vorbeigehen an einer Bäckerei herein gewunken werde und mir über zeigen und deuten erklärt wird das ich doch bitte versuchen soll die Lampe auszutauschen. Die beiden Herren kommen zwecks Körpergröße nicht dran. Also rauf auf den Tisch und ein bisschen an der Leuchtstoffröhre drehen. Hilft aber nichts. Muss also am Starter liegen und dafür haben die beiden gerade keinen Ersatz parat.

 

14

Mein Fahrer holt mich um 11 Uhr ab und wir brauchen knappe zwei Stunden zum Imam Khomeini Flughafen. Für die letzte Nacht bin ich im IBIS Flughafen-Hotel in Teheran. Zum Zeitvertreib also ein paar Stunden ins Fitness- und Spa-Center, danach noch Geld im Restaurant verprassen und ins Bett. In drei Stunden darf ich wieder aufstehen…

 

 

FAZIT

Der Iran ist ein Abenteuer für Allein- bzw. Individualreisende. Oft fehlen die Strukturen für Touristen, was das Ganze aber umso spannender macht. Ich habe in zwei Wochen unglaublich viel von dem riesigen Land gesehen und einen ganz anderen Blick auf den Nahen Osten und seine Menschen bekommen. Viele Vorurteile sind schlichtweg einfach erfunden. Natürlich ist der Iran in vielen Punkten noch rückständig und ich kann mir nicht vorstellen hier zu leben. Dennoch sind die Iraner sehr nett und offen für neue Kulturen. Man wird oft in Gespräche verwickelt und tauscht sich mit Männern und Frauen aller Altersklassen aus.

Die Couchsurfing App hat leider bis zur Abreise nicht mehr funktioniert und somit war es mir nicht möglich noch mehr Leute zu treffen. Doch das ist definitiv zu empfehlen, da die Community wirklich groß ist und die Menschen sehr gerne ihre Stadt und ihr Land zeigen wollen.

Ich habe mich zu jeder Zeit sehr sicher gefühlt und fast nie die Polizei gesehen.

Die Sprachbarriere lässt sich mit Händen und Füßen überwinden. Auch wenn es manchmal etwas länger dauert, funktioniert das am Ende schon.

Wer also mal abseits der üblichen Reiseländer neue Kulturen und Menschen entdecken will, ist im Iran bestens aufgehoben!

 

 

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